Samstag, 24. November 2007

Ist MLM wirklich ein Pyramidensystem?

Was ist das eigentlich, ein Pyramidensystem? Warum ergreifen Leute die Flucht, wenn sie ein Pyramidensystem wittern? Wäre es nicht einfacher für Sie, Einwänden kompetent zu begegnen, wenn Sie genau wüssten, was ein Pyramidensystem eigentlich ist?
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zurückgehen bis zu den ersten Anfängen der Pyramidensysteme. Nein, damit meine ich nicht die Zeit des Pyramidenbaus in Ägypten 2650 v. Chr. – trotzdem kann auch das Pyramidensystem eine sehr interessante historische Geschichte vorweisen. Das erste bekannte Pyramidensystem, bei dem Geld im Mittelpunkt stand, wurde im frühen 18. Jahrhundert in Frankreich eingeführt. Die Geschichte, die ich Ihnen nun erzähle, begann mit einer der größten Enttäuschungen aller Zeiten.
Zu Ende der Herrschaft König Ludwigs XIV. (1643 bis 1715) befand sich die Wirtschaft Frankreichs in einem rasanten Niedergang. Das Land war mit 3 Billionen französischen Livres (der damaligen Währung) verschuldet. Die Regierung überlegte, ob man nicht einfach Bankrott erklären und von vorne beginnen sollte, doch fürchteten die Politiker eine Revolution suchten daher nach einer „zweckdienlicheren“ Lösung.
Der erste Versuch der Regierung, dem Problem der Staatsverschuldung beizukommen bestand in der Abwertung der Währung durch Ummünzen. Es wurden neue Münzen geprägt, die 20% weniger Gewicht besaßen als die alten Münzen, jedoch den gleichen Nennwert trugen. Die Bürger wurden per Gesetz gezwungen, ihre alten Münzbestände umzutauschen. Mit dem „Abzweigen“ von 20% des Edelmetalls jeder Münze konnte die Regierung genügend Gold aufbringen, um die Staatsverschuldung zu beheben.
Aber das französische Volk ließ sich nicht für dumm verkaufen. Niemand war bereit, seine vollwertigen Münzen dem Staat zu überlassen und dafür Münzen zu erhalten, die weniger wogen und damit weniger wert waren. Das Vorgehen bedeutete einen enormen Vertrauensbruch für die französische Regierung und stürzte das Land in eine noch tiefere wirtschaftliche Depression.
Nach dem Tode König Ludwigs XIV. entwickelten Philipp von Orléans, der neue Regent Frankreichs, und ein schottischer Freund namens John Law ein neues Konzept, um die Schulden des Staates zu begleichen. John Law, der Sohn eines Geldverleihers, verstand sich gut auf Geld und das Bankwesen. Gemeinsam mit dem Regenten entwickelte er einen durchdachten Plan, der es dem Staat erlauben würde, seine Schulden zu tilgen.Der Regent bevollmächtigte John Law zunächst mit der Gründung einer Zentralbank unter dem Namen „Banque Générale“. (Eine Zentralbank ist die oberste Währungshüterin eines Landes. In den USA wird diese Aufgabe von der Federal Reserve Bank wahrgenommen, in Großbritannien von der Bank of England.)
Anschließend bevollmächtigte der Regent diese Bank, Banknoten (Papiergeld) ANSTELLE von Gold- und Silbermünzen auszugeben und erließ ein Gesetz, demzufolge Papiergeld als Mittel zur Zahlung der Steuern akzeptiert wurde. So wurde der Bank und ihrem „Papiergeld“ Glaubwürdigkeit verliehen.
John Law wusste, dass das von ihm ersonnene Konzept nur funktionieren konnte, wenn die Bürger Vertrauen in die neuen Banknoten hatten. So ließ er umgehend verkünden, dass alle von seiner Bank ausgegebenen Noten in Münzen auszahlbar seien: Jeder, der Papiergeld seiner Bank erhielt, konnte dieses in der Banque Général gegen „harte“ Gold- und Silberwährung eintauschen. Dies erweckte den Anschein, als hätten Papiergeld und Goldmünzen den gleichen Wert. Ein Irrtum, der zur wahrscheinlich größten Enttäuschung des 18. Jahrhunderts wurde.
Da es unpraktisch war, schweres Münzgeld mit sich zu führen, bevorzugten die französischen Bürger schon bald das Papiergeld. Sie hinterlegten ihre Gold- und Silbermünzen bei der Bank und erhielten im Austausch dafür Geldscheine. Dieses Verhalten ist auch heute noch typisch – man sammelt sein schweres Kleingeld in einer Spardose, weil man es nicht ständig mit sich herumtragen möchte. Ist die Spardose voll, bringt man Sie zur Bank und lässt sich den Wert in Scheinen auszahlen.
Das neue System erforderte das Vertrauen der Bürger in die Glaubwürdigkeit der Banque Générale und deren Fähigkeit, Geldscheine gegen Münzen zurückzukaufen. Sobald dieses Vertrauen hergestellt war, war das Papiergeld im wahrsten Sinne des Wortes „Gold wert“.
Als mehr und mehr Bürger ihr Gold gegen Papiergeld eintauschten, füllten sich die Tresore der Bank immer weiter mit Gold.
Um meine Erklärung abschließen zu können, muss ich an dieser Stelle darauf eingehen, wie das Bankwesen entstand.
In früheren Zeiten gab es keine Kredite. Wollte man etwas kaufen, ging man mit seinem Münzsäckel zum Verkäufer und bezahlte dort mit Gold- und Silbermünzen. Viele Bürger wollten jedoch aus Angst, bestohlen zu werden, ihre Münzen nicht zu Hause aufbewahren oder bei Reisen mit sich führen. Deshalb ließen sie ihre Münzen sicher im Tresor einer Bank verwahren. Je mehr Menschen ihre Münzen zu den Banken brachten, desto mehr füllten sich deren Tresore.
Schon bald erkannten die Banken, dass niemals ALLE Kunden ihr GESAMTES Gold (gleichzeitig) wieder abheben würden. So begannen die Banken, das Gold fremder Leute kurzfristig an andere zu „verleihen“. Kredite und Darlehen waren geboren.
John Law wusste durch die Tätigkeit in der Bank seines Vaters, wie Kredite und Darlehen funktionieren. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es nun also „Kredite“ als Finanzierungsmittel.
Und genau an dieser Stelle begann die Bildung des Pyramidensystems. Nach meiner Abschweifung in das Bank- und Kreditwesen nochmals eine kurze Zusammenfassung der damaligen Ausgangssituation, damit meine Erklärung des Pyramidensystems wirklich jedem verständlich wird... Wir haben also zum einen das Land Frankreich, das seine Schulden durch simple „Gewichtsminderung der Edelmetallmünzen“ bedienen möchte. Und wir haben zum anderen einen Herren mit Kenntnis des Bankwesens, der weiß, dass sobald die Tresore einer Bank mit Gold gefüllt sind, Kredite an Bankkunden vergeben werden können, da es höchst unwahrscheinlich ist, dass alle Kunden einer Bank gleichzeitig ihr Gold zurückfordern. Dieser Herr gründet also mit Unterstützung der Regierung eine Zentralbank und gibt Papiergeld aus, das von der Regierung offiziell als Zahlungsmittel für die Zahlung der Steuern akzeptiert wird.
Dieses Konzept funktionierte gut... aber nicht lange. Die Banque Générale nahm enorme Mengen an Gold ein, das in den Tresoren eingelagert wurde. Mit all dem Gold in ihren Tresoren war es der Bank nun möglich, einen Teil des Goldes zu verleihen... Doch tatsächlich verlieh die Bank nicht echte Münzen, sondern vielmehr Papiergeld. Das war der Zaubertrick: Das „harte“ Produkt – Gold und Silber – verschwand im Hintergrund, und das Scheinprodukt „Papiergeld“ rückte in den Mittelpunkt. --GENAU AN DIESEM PUNKT WURDE DAS GELDWESEN ZUM PYRAMIDENSYSTEM--
Der Regent Philipp von Orléans wandelte die Banque Génerale 1718 in die börsennotierte Banque Royale de France um. Nun konnten die Bürger Aktien der Regierungsbank kaufen und Kredite in Form von Darlehen bei der Bank aufnehmen. Über nur wenige Jahre gab die Bank mehr als eine Billion französischer Livres in Papiergeld an die Öffentlichkeit aus.
Vergessen Sie nicht, dass sich all diese „Paierdarlehen“ und „Papieraktien“ auf das „Produkt“ Gold- und Silbermünzen in den Tresoren der Bank stützten. Man sieht: Sobald der Zauberkünstler jedermann Glauben gemacht hatte, dass Papier so gut sei wie Gold, musste er das Gold gar nicht mehr vorweisen können.
Unternehmen waren ganz verrückt danach, dieses „kostenlose“ Geld (Darlehen) zu bekommen. Die Wirtschaft florierte in einem ungekannten Maße, und Unternehmen begannen, ihre Waren und Dienste an ausländische Kunden zu vertreiben und Niederlassungen im Ausland zu errichten. Langsam aber sicher begann das Gold und Silber, das als Deckung des Papiergelds diente, aus Frankreich in das Ausland abzufließen. Denn natürlich waren Handelspartner z. B. in Indien nicht bereit, als Zahlungsmittel ein Stück Papier aus Frankreich zu akzeptieren, das sie bei keiner indischen Bank eintauschen konnten. Sie verlangten Zahlung in echten Gold- und Silbermünzen.
Die Bürger Frankreichs erkannten mit der Zeit, dass mit zunehmender Menge des Geldverleihs irgendwann das Gold und Silber in den Tresoren der Bank nicht mehr ausreichen würde, um all das als Kredit verliehene und als Aktien verkaufte Papiergeld zu decken. Sie begannen langsam, ihr Papiergeld wieder in Münzgeld zu tauschen und dieses zu ausländischen Banken zu transferieren.
Bis 1720 kam es zu einer zunehmenden Verknappung des Münzgeldes. Die Tresore, die einst prall mit Gold und Silber gefüllt waren, wurden zunehmend leerer. Dennoch wurde weiterhin Papiergeld verliehen. Um die Bürger davon abzuhalten, ihr Papiergeld zurück in Gold- und Silbermünzen zu tauschen, wertete die Regierung das Münzgeld um 10% unter den Wert des Papiergelds ab. Zudem beschränkte die Bank die Münzmenge, die pro Person ausgegeben werden durfte, auf 100 Livres Gold und 10 Livres Silber. Die Regierung tat nun also so, als seien Gold und Silber weniger wert als ihr Papiergeld!
Im Februar 1720 unterlief John Law ein fataler Fehler. Auf seinen Vorschlag hin erließ der Regent ein Dekret, das es unter Androhung hoher Strafen und der Konfiszierung der Besitztümer jedermann verbot, mehr als 500 Livres Münzgeld zu besitzen und Edelsteine, Schmuck, Silberwaren, und so weiter zu horten. Die Regierung versuchte damit die Öffentlichkeit zu hindern, das Gold aufzukaufen, das sie selbst für die Legitimierung der Banktätigkeiten benötigte. Das Dekret bewirkte einen Aufruhr in der Öffentlichkeit.
Im Mai 1720 schließlich waren die Tresore der Bank leer und es konnten keine Gold- und Silbermünzen mehr ausbezahlt werden. Die Seifenblase platzte, die Pyramide stürzte ein.
John Law, der einstige Nationalheld, würde zum Sündenbock für das Geldproblem eines ganzen Landes. Die französische Regierung beschuldigte ihn für das Debakel, der wütende Mob wollte ihn lynchen.
Um die Wiederholung eines solchen Desasters zu verhindern, wurde es in der Folgezeit üblich, dass eine Währung durch ein hartes „Produkt“ gedeckt sein muss.
Die meisten Länder setzten zur Deckung ihrer Währung auf das „Standardprodukt“ Gold. Jede Bank musste also Goldreserven als Deckung ihrer Währung einlagern.
Heute hingegen besitzt KEINE der international anerkannten Währungen (US-Dollar, Euro, Pfund, Yen, usw.) mehr eine DECKUNG durch gleich welches Produkt. Es ist alles „reiner Glauben“. Regierungen können „aus Nichts Geld machen“, einfach indem sie mehr Geld drucken.
Sie wissen nun, wie Pyramidensysteme ihren Anfang nahmen. Und sie verstehen nun wahrscheinlich auch, warum beim Gedanken an „Pyramidensysteme“ so manchen unangenehme Gefühle beschleichen.
Aber sie wissen jetzt auch, dass MLM kein Pyramidensystem ist – wohl aber eines sein könnte. Denn wie sie gerade erfahren haben, kann jedes Unternehmen – die Regierung eingeschlossen – ein Pyramidensystem betreiben. Ein Pyramidensystem ist NICHT eine bestimmte Art und Weise, Geschäfte zu tätigen, wie z. B. das Network Marketing. Was ein Pyramidensystem ausmacht, ist die Ablösung von einem realen Produkt.
Machen Sie es gut!
Ihr Tim Sales

Gut. MLM ist also kein Pyramidensystem. Aber erklärt man dies anderen überzeugend? Mit Professional Inviter finden Sie die Lösung...

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